Wie lange stillen? Die wichtigsten Infos rund ums Stillen

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Sollten Babys möglichst bald entwöhnt werden oder besser mit 2 Jahren noch an Mamas Brust trinken? Was wird als „normal“ angesehen, wie lange stillen Mütter im Durchschnitt, was raten Fachleute? Die Bandbreite an Antworten darauf ist groß, da es kein erklärtes Alter gibt, ab dem Kinder vollständig abgestillt sein sollten.

Bei einem ist man sich jedoch einig – nichts ist so natürlich und gesund fürs Neugeborene wie Muttermilch. Auch die Nationale Stillkommission spricht sich dafür aus, mindestens 4 bis 6 Monate zu stillen und im Anschluss langsam mit Beikost zu starten.

Dass das Baby anfängt, Brei und später auch feste Nahrung zu sich zu nehmen, ist allerdings kein Zeichen dafür, dass es die wertvolle Muttermilch nicht mehr braucht. Ganz im Gegenteil, sie liefert weiterhin den Großteil der benötigten Nährstoffe, weshalb die meisten Frauen ihrem Kind parallel zusätzlich die Brust geben.

Wie lange stillen – Gibt es eine maximale Stillzeit?

Eine maximale Stillzeit gibt es biologisch betrachtet nicht. Die Frage nach der idealen Stilldauer spaltet daher nicht nur die Elternschaft, sondern löst auch vielerlei Meinungen aus. Sehr zum Leidwesen der betroffenen Mütter, die eigentlich nur das Beste für ihr Kleines wollen. Vielleicht ist es Euch auch schon passiert, dass Ihr von Fremden beim Stillen in der Öffentlichkeit schief angeschaut wurdet.

Das Thema erlebt immer noch recht wenig Toleranz, auch wenn sich in den letzten 50 Jahren viel getan hat. Anderswo auf der Welt eine Selbstverständlichkeit, wird eine nackte Frauenbrust in unseren Kulturkreisen als anstößig empfunden und je älter das daran saugende Kind, umso kritischer beäugt man das Ganze. All diese Reaktionen verunsichern Eltern verständlicherweise.

Hinzu kommen all die Frauen, die seelisch darunter leider, wenn es mit dem Stillen schlichtweg nicht klappt, obwohl sie sich bewusst dafür entschieden hatten. So kämpfen sie oft gegen die unangebrachten Vorurteile, sie wollten nach der Geburt wieder möglichst schnell unabhängig sein oder sich nicht die straffen Brüste ruinieren.

Man hat also das Gefühl, wie auch immer man es macht, scheint es falsch zu sein. Sich als Eltern da zu behaupten kann ganz schön Kraft kosten. Wie lange Stillen für Euch persönlich die richtige Wahl darstellt, liegt im eigenen Ermessen. Aber vielleicht können die folgenden Informationen die Entscheidung etwas unterstützen.

Wie lange stillen Mütter heutzutage ihr Kind?

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Auch hier zeigt das Ergebnis eine bunte Mischung. Manchen wird es irgendwann lästig, ein Baby an der Brust zu haben oder sie können die Stillerei nach dem beruflichen Wiedereinstieg im stressigen Alltag einfach nicht leisten. Andere schätzen die innige Verbindung, die dadurch zum eigenen Kind aufgebaut wird, die Möglichkeit, das Kleine jederzeit zu beruhigen und nicht ständig Milchfläschchen und Gläschen mitschleppen zu müssen. Und bei wieder Anderen ist das Stillen automatisch passé, sobald sie mit dem nächsten Kind schwanger sind.

In Deutschland werden die meisten Neugeborenen nur bis zum 4. Monat voll gestillt und dann zumindest anteilig mit Pre-Milch gefüttert. Es gibt nach wie vor viele Mütter, die das Stillen aus verschiedenen Gründen früh abbrechen. Erfahrungsgemäß bekommen Babys zusätzliche Beikost, sobald sie anfangen zu sitzen, also mit einem halben Jahr aufwärts. Der Großteil der Kleinkinder im zweiten Lebensjahr darf nur noch ab und zu oder beispielsweise zum Einschlafen an die Brust.

Wenn das Milch geben nicht aufgrund einer schmerzhaften Brustentzündung zu unangenehm wird, kommen spätestens mit Babys ersten Zähnchen Probleme auf. Auch das Abpumpen kann eine Herausforderung darstellen, wenn einfach zu viel Milch produziert wird.

In gleichberechtigten Partnerschaften will man heute auch den Kindsvater so gut es geht in die Säuglingsbetreuung einbinden und als Mutter auch wieder einige Freiheiten genießen, ohne alle paar Stunden zur nächsten Hungerphase des Kleinen anwesend zu sein. Daher entscheiden sich manche Eltern früh für eine Kombination aus Mutter- und Pre-Milch, um flexibler zu sein.

Es gibt Frauen, die sich vom Stillen körperlich ausgelaugt fühlen oder stark Gewicht verlieren. Wie lange Stillen also überhaupt für Euch umsetzbar ist, hängt neben der eigenen Einstellung auch sehr stark von weiteren Faktoren wie der Vereinbarkeit mit dem Job, Eurem gesundheitlichen Zustand und auch dem Kind selbst ab. Manche Babys oder Kleinkinder verlieren von sich aus das Interesse an der Muttermilch, für andere ist einfach nur der enge Körperkontakt dabei entscheidend.

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Erwiesene Vorzüge des Stillens

Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt ausdrücklich, sein Kind möglichst lange zu stillen – hier ist von bis zu 24 Monaten die Rede. Gerade in Entwicklungsländern mit Nahrungsknappheit und mangelnden Hygienemaßnahmen schützt dies das Neugeborene vor Unterernährung und lebensbedrohlichen Infektionskrankheiten.

Doch von den medizinischen Vorteilen profitieren natürlich sämtliche Babys gleichermaßen. Es ist kein Geheimnis, dass ihnen damit genau die Stoffe zugeführt werden, die sie für das Wachstum im jeweiligen Alter benötigen.

Wie lange an jeder Brust und wie häufig am Tag gestillt wird, kann stark variieren. Die Natur hat es so eingerichtet, dass sich das Kleine genau die Menge holt, die es braucht. Ihr könnt Eurem Baby also nie zu viel Milch geben. Umgekehrt macht es sich in jedem Fall bemerkbar, wenn es erneut Hunger hat.

Die willkommenen Effekte des Stillens gelten auch, wenn das Kind nur noch einen Teil seines Nährstoffbedarfs darüber erhält. Hauptsache es bekommt überhaupt Muttermilch zu trinken. Doch was macht diese so einzigartig und welche positiven Effekte sind erwiesen?

  • Sowohl Stillkinder als auch deren Mütter weisen allgemein eine bessere Gesamtgesundheit auf.
  • Die enthaltenen Hormone regulieren das Hungergefühl.
  • Das Immunsystem wird von Anfang an gefördert und gestärkt.
  • Die enthaltenen Enzyme helfen bei der Fettverdauung, die Muttermilch kann vom Organismus des Babys leicht verstoffwechselt werden.
  • Das Risiko für die Entwicklung von Übergewicht, sowie von Zahn- oder Augenproblemen sinkt.
  • Das Kind leidet seltener an Übelkeit, Durchfall oder sonstigen Magen-Darm-Erkrankungen.
  • Es treten weniger Pilzinfektionen auf.
  • Muttermilch vermindert die Gefahr des plötzlichen Kindstodes.
  • Die Anfälligkeit für Erkältungs- und Grippeviren sinkt und ein erkranktes Stillkind überwindet einen Infekt schneller.
  • Bei Müttern wird das Diabetes- und Brustkrebs-Risiko gesenkt.

Bei Stillkindern ist sogar davon die Rede, dass sie später bessere schulische Leistungen erbringen und sich einer stabileren psychischen Verfassung im Kindes- und Jugendalter erfreuen. Es wird allerdings noch viel geforscht. Darüber hinaus können dem Stillen folgende Pluspunkte zugeschrieben werden:

  • Absolute Verträglichkeit: Im Gegensatz zu Milchpulver, Babygläschen oder sonstiger zubereiteter Kost kann das Baby nicht mit Allergien oder Unverträglichkeiten auf die eigene Muttermilch reagieren.
  • Der intensive Körper- und Blickkontakt baut eine besonders enge Bindung zwischen Mutter und Kind auf, das Stillen vermittelt Sicherheit und Geborgenheit.
  • Das Nuckeln an der Brust hilft, das Baby zu beruhigen und zu trösten.
  • Muttermilch erzeugt keine Kosten. Dieser Aspekt wird oft gar nicht beachtet, obwohl er deutlich ins Gewicht fällt.
  • Die Milch ist immer verfügbar und hat jederzeit die richtige Temperatur. Den Babybrei kann man versehentlich zuhause stehen lassen, das Milchfläschchen muss passend aufgewärmt werden, Beikost verlangt Vorbereitungszeit. Das Stillen umgeht all diese Hürden.

Beikost und Abstillen

wie lange stillenMuttermilch liefert unter anderem wertvolle Proteine, Vitamin A, C und B 12, lebenswichtige Antikörper, Spurenelemente und gute Bakterien, die man nicht in gleicher Form und Zusammensetzung aus industrieller Säuglingsmilch gewinnen kann. Dennoch gibt es inzwischen sehr gute Produkte auf dem Markt.

Zugefütterte Kost erfüllt den Zweck, ab dem 6. Lebensmonat Stoffe wie Zink, Eisen oder Vitamin D zuzuführen, welche die Muttermilch weniger liefert. Daher ist eine Kombination eine sinnvolle Sache, auch wenn Euer Kind selbst bei langem ausschließlichem Stillen keinen Nährstoffmangel erleidet.

Wichtig zu wissen ist, dass die Muttermilch nicht nur eine Zusatznahrung darstellt, sondern aufgrund ihrer vielen hervorragenden Eigenschaften auch immer einen Zugewinn für das Wohlbefinden und die Entwicklung des Kindes darstellt.

Welche Beikost Euer Baby wann isst, müsst Ihr Schritt für Schritt herausfinden. Auch entwickelt es zunehmend ein Durstgefühl, das mit stillem Wasser oder ungesüßtem Tee befriedigt werden kann.

Da Babys stark an ihren Trinkrhythmus und das innige Kuscheln mit Mama gewöhnt sind, sollte das Abstillen nicht überstürzt, sondern möglichst langsam erfolgen. Schenkt ihm weiterhin die gleiche körperliche Nähe und Aufmerksamkeit wie zuvor. Reduziert die Häufigkeit kontinuierlich, bis nur noch am Abend zur Beruhigung gestillt wird und das Kind schließlich mit der Flasche ins Kinderbett geht.

Wie lange stillen und wann aufhören? Unser Fazit

Wie Ihr seht, gibt es keinen Masterplan, wann und wie Ihr Euer Kind entwöhnen sollt. Es hängt stark vom eigenen Empfinden ab. So oder so sollte der Umgang damit nicht unnötig Euer Gewissen belasten. Wird das Kind nicht oder nicht lange gestillt, so entfallen zwar einige gesundheitliche Vorzüge, es wird aber dennoch nicht darunter leiden oder gar einen Schaden davontragen.

Gesellschaftlicher Druck sowie die Missbilligung Anderer erzeugen vielleicht den Eindruck, Eure Entscheidung rechtfertigen zu müssen. Das sollte aber in keinem Fall so sein. Es macht Euch nicht zu einer besseren oder schlechteren Mutter, egal wie Ihr das Thema persönlich für Euch betrachtet.

Wir empfehlen, in erster Linie auf Eure Bedürfnisse und die Eures Kindes zu hören und den Nachwuchs selbst bestimmen zu lassen, wie lange er die Zeit an Mamas Brust braucht. Ist für Euch als Mutter der Zeitpunkt erreicht, abzustillen, dann tut dies auch und sorgt von Anfang an für eine umfassende, ausgewogene Ernährung des Kleinen.

Umgekehrt solltet Ihr als Stillmama das überraschte bis kritische „Wie lange stillen Sie denn noch?“ von Außenstehenden einfach getrost überhören. Ihr habt es geboren und wisst am allerbesten, was gut für Euer eigenes Kind ist. Verlasst Euch auf dieses Gefühl!