Fliegen mit Baby – Ihr plant eine Auslandsreise, wisst aber nicht sicher, ob das Baby schon mit an Bord darf beziehungsweise, ob man ihm dies zumuten kann? Da geht es Euch wie vielen anderen Eltern auch und tatsächlich verwirren uns Informationen teilweise nur zusätzlich, die man von verschiedenster Stelle hört. Die Meinungen darüber, wie gut ein Säugling oder Kleinkind eine Flugreise wegsteckt sind sehr unterschiedlich.
Manche entspannten Eltern haben bereits gut gewöhnte Vielflieger-Kinder, während das andere Lager vor den Gefahren für die Kleinen warnt. Hierbei geht es in erster Linie um die Belastung der Ohren, da bei Kleinkindern der Druckausgleich noch nicht so reibungslos funktioniert. So oder so ist klar, dass Fliegen mit Baby enormen Stress für alle Beteiligten bedeuten kann.
Doch ab wann dürfen Babys fliegen? Theoretisch lassen die meisten Fluggesellschaften zu, einen Säugling ab 2 Wochen an Bord zu nehmen. Tatsächlich solltet Ihr Euch erst einmal als Familie eingewöhnen und einen guten Ablauf finden. Ab etwa 4 bis 5 Monaten kann man eine Flugreise andenken. Dann hat das Kleine in der Regel die wichtigsten Standard-Impfungen bekommen und sein körpereigenes Abwehrsystem kann bereits mit den Infektionsgefahren umzugehen, die am Flughafen und im ungewohnten Ausland lauern. Besonders für ausgedehnte Langstreckenflüge empfiehlt sich jedoch ein deutlich höheres Alter.
Eine Flugreise kann eine kleine Herausforderung sein
Nun ist die Flugreise an sich das eine, aber das Endziel das andere. Deshalb gilt es vorab Folgendes zu klären: Wohin wollt Ihr mit Eurem Kind und warum? Handelt es sich um einen kurzzeitigen Urlaubsaufenthalt, eine richtige Auswanderung oder pendelt Ihr beispielsweise aufgrund einer Fernbeziehung regelmäßig innerdeutsch hin und her?
Überlegt im Vorfeld gut, wie notwendig der Flug tatsächlich ist und welche Umstellung das Ganze fürs Baby bedeutet. Dies gilt vor allem, wenn am Ankunftsort ein völlig anderes Klima herrscht und die Zeitdifferenz zum Jetlag führt, der wiederum den gewohnten Schlaf-Wach-Rhythmus des Kindes kräftig durcheinander bringt.
Da die Sauerstoffsättigung in der Flugzeugkabine niedriger ausfällt, muss definitiv der Kinderarzt nach seiner Einschätzung befragt und gegebenenfalls auf das Unterfangen verzichtet werden, falls Euer Baby eine eingeschränkte Lungenfunktion oder ein Herzproblem aufweist. Das gilt auch, wenn das Kleine kurz vor geplantem Abflug eine Ohrenentzündung oder einen Atemwegsinfekt hat, da das Druckgefälle ansonsten starke Schmerzen bis hin zu Verletzungen des Trommelfells hervorrufen kann.
Kommt Ihr zu dem Schluss, dass Euer Baby alt und robust genug für die Strapazen ist, geht es an die Vorbereitungsphase, die viele neue Fragen und auch Hürden aufwerfen kann. Worauf Ihr dabei achten solltet und welche Tipps Euch das Fliegen mit Baby deutlich erleichtern können, erklären wir hier.
Fliegen mit Baby – Wie Ihr die beste Verbindung wählt
Um die Reise so unkompliziert wie möglich zu machen, empfiehlt sich immer, einen Direktflug zu wählen. Umstiege mit langen Wartezeiten können sehr herausfordernd werden, da man sich selbst erst am fremden Drehkreuz orientieren muss, sich Temperatur und Lichtverhältnisse ändern und Ihr unter Umständen ohne Buggy unterwegs seid, wenn dieser durchgecheckt wurde. Doch das ist Typsache. Manche Eltern, die mit Baby fliegen, schätzen dagegen auch die Möglichkeit, sich selbst die Beine vertreten und das Kleine dabei im Tragetuch schaukeln zu können.
Allgemein sollten die Flugzeiten wenn machbar zu den regulären Schlafenszeiten des Kindes passen. Dann ist unterwegs mit weniger Problemen zu rechnen und der kleine Körper verkraftet den Ortswechsel besser. Will man mit Baby fliegen, ist außerdem nicht jede Fluggesellschaft gleich gut geeignet. Auf deren Webseiten findet Ihr ausführliche Angaben darüber, welche Services angeboten werden und mit welchen Zusatzkosten eventuell zu rechnen ist.
Was kostet der kleine Passagier?
Vorab sei gesagt: Babys fliegen nicht automatisch kostenlos! Tatsächlich erheben die meisten Airlines für den so genannten Infant-Tarif von 0 bis 2 Jahren etwa 10 % des regulären Ticketpreises. Dabei müsst Ihr das Kleine den kompletten Flug über auf dem Schoß halten. Sind die Anschnallzeichen an, so gilt dies auch für Euer Baby. Es bekommt einen Sicherheitsgurt angelegt, der als Verlängerung mit Eurem eigenen verbunden wird.
Auch die an der Wand befestigten Babyschalen, die einzig auf Langstreckenflügen angeboten werden, können im Normalfall nur gegen eine Zusatzgebühr genutzt werden. Zu beachten ist, dass sie nur bis zu einem Maximalgewicht zugelassen sind. Bei Start und Landung sowie bei auftretenden Turbulenzen muss das Baby zur Sicherheit herausgenommen werden.
Ab dem 2. Geburtstag des Kindes gilt bis zur Vollendung des 11. Lebensjahres der Kinder-Tarif, der meist bei 75 % des Flugpreises liegt. Dieser beinhaltet einen eigenen Sitzplatz sowie sämtliche Gepäckstücke und Mahlzeiten. Einige Anbieter verlangen allerdings auch bereits für Kinder den kompletten Preis. Es besteht keine Option, das Kleinkind aus Kostengründen weiterhin auf den Schoß zu nehmen. Laut Sicherheitsbestimmungen muss es ab 2 Jahren einen eigenen Sitzplatz haben. Was hingegen schon geht, ist die kostenpflichtige Zubuchung eines weiteren Sitzes, auch wenn Euer Kind noch jünger ist. So habt Ihr es als Familie wesentlich bequemer, vor allem während der Schlafphasen.
Die meisten Airlines transportieren den zusammenklappbaren Kombikinderwagen kostenlos. Aber Ihr solltet Euch in jedem Fall über die Handhabung informieren. Auch was das Mitnehmen eines Autositzes betrifft. Zum Handgepäck gibt es ebenfalls sehr unterschiedliche Vorgehensweisen. Während die einen Anbieter Euch ein zusätzliches Handgepäckstück für das Kind zugestehen, um Wickelzubehör und dergleichen mit an Bord zu nehmen, müsst Ihr bei anderen alles in Eurem eigenen Handgepäck verstaut bekommen. Dasselbe gilt fürs aufzugebende Gepäck. Lediglich sehr kulante Anbieter weisen auch dem Baby einen kostenlosen Koffer zu.
Mit Baby fliegen: Das Problem mit dem Druckausgleich
Bis das Flugzeug seine Reiseflughöhe erreicht, muss unser Mittelohr durch die Unterschiede im äußeren Luftdruckniveau einen regelmäßigen Druckausgleich über den Verbindungskanal zum Rachenbereich herbeiführen. Das Gleiche findet nochmals beim Sinkflug statt. Bei einem größeren Kind oder Jugendlichen passiert dies bereits automatisch etwa jede Minute. Zusätzlich kann man sich mit Kaugummi behelfen oder Luft in die geschlossene Nase pusten.
Ein Baby hat diese Möglichkeit nicht und der Ausgleich passiert weniger häufig. Damit es keinen unangenehmen Druck auf den Ohren verspürt, sollte der Ausgleich künstlich angeregt werden. Das geht am besten durch Schlucken. Gebt Eurem Kind beim Anfahren auf dem Rollfeld sowie etwa 15 Minuten vor beginnendem Landeanflug etwas zu trinken, an dem es regelmäßig nuckeln kann. Klingt eine Erkältung noch ab, können abschwellende Nasentropfen helfen.
Grundsätzlich gilt: Da aktiv der Druckausgleich besser funktioniert, sollte Euer Baby beim Start und bei der Landung nicht schlafen. Am besten stillt ihr oder gebt es den Schnuller zum Saugen.
Gute Vorbereitung ist die halbe Miete
Je entspannter Ihr später als Eltern im Flugzeug sitzt, desto einfacher werdet Ihr die Reisezeit auch über die Bühne bringen. Sind Mama und Papa jedoch selbst angespannt und werden bei jedem lauten Geräusch des Nachwuchses hektisch, wird sich das leider ebenfalls negativ auf dessen Verhalten auswirken. Babys und Kleinkinder reagieren hochsensibel auf die Stimmung in ihrer Umgebung. Und da das Fliegen an sich ja schon eine völlig ungewohnte Erfahrung für den kleinen Menschen darstellt, sollten sich wenigstens seine Bezugspersonen so normal wie möglich verhalten und Sicherheit vermitteln.
Nun macht Euch wahrscheinlich allein der Gedanke an mehrere Stunden in der Luft nervös oder am Ende leidet Ihr selbst unter Flugangst. Damit dennoch alles reibungslos läuft und Ihr nicht unnötig gestresst in die Maschine steigt, ist eine gut durchdachte Planung und Vorbereitung unerlässlich.
Wie Ihr dennoch stressfrei mit Baby fliegen könnt:
- Informiert Euch noch vor der Buchung bei sämtlichen für die gewünschte Flugstrecke in Frage kommenden Airlines über deren Bestimmungen für Kinder und den jeweils angebotenen Service.
Muss der Buggy aufgegeben werden, gilt ein Autositz als Freigepäck, kann man das Fläschchen an Bord aufwärmen lassen, gibt es Wickeltische in den Toiletten? Beim Vergleich kann sich bereits herausstellen, mit welchem Anbieter das Fliegen mit Kleinkind am unkompliziertesten abläuft.
- Wählt bereits bei der Reservierung praktisch gelegene Sitzreihen aus, die im Optimalfall mehr Beinfreiheit bieten.
Viele Fluggesellschaften bieten spezielle Familiensitzbereiche an, in denen dann auch gegebenenfalls eine Babyschale angefragt werden kann.
- Versichert Euch frühzeitig, welche Reisedokumente erforderlich sind.
Für einen Flug wird ein Kinderreisepass benötigt, dessen Ausstellung mehrere Wochen in Anspruch nimmt. Je nach Land kann sogar ein Visum verlangt werden.
- Wählt einen Online- oder Vorabend-Check-In.
Ihr vermeidet dadurch, nicht mit Sack und Pack sowie einem eventuell schreienden Kind lange vor dem Schalter Schlange stehen zu müssen und braucht obendrein nicht ganz so zeitig am Flughafen sein.
- Fragt beim Boarding nach einem bevorzugten Einstieg für Familien.
Was muss ins Handgepäck?
Achtet darauf, alles griffbereit zu haben, damit Ihr später auf engstem Raum und mit einem quengelnden Kind nicht in Panik verfallt. Eure Packliste fürs Handgepäck sollte Folgendes umfassen:
- Spielzeug, Einschlafhilfen und Bilderbücher
- Babynahrung, eventuell heißes Wasser für die Milchflasche in einer Thermoskanne
- Windeln und Wickelzubehör
- Benötigte Medikamente wie Hustentropfen
- Namenskissen oder Kuscheltier
- Mütze und warme Kleidung, die Klimaanlage im Flieger kann leicht auf die empfindlichen Babyohren gehen
- Spucktuch und Ersatzkleidung, falls die Windel ausläuft oder es sich übergibt
- Bei einem Spuckkind eventuell auch Ersatzkleidung für Eltern
Trotz der strengen Bestimmungen für Flüssigkeiten dürft Ihr Fläschchen und Co. durchaus mit an Bord nehmen. Manche Flugbegleiter geben auch Babybrei-Gläser aus.
Fazit: Wie Fliegen mit Baby gelingen kann
Mit einer gut durchdachten Reiseplanung verläuft das Fliegen mit Baby unter Umständen wesentlich einfacher als befürchtet. Beim ersten Versuch werdet Ihr sehen, wie Euer Kind darauf reagiert und ob vielleicht von weiteren Flugreisen abzusehen ist. Es ist unvermeidbar, dass es im Flieger weint und Ihr den ein oder anderen kritischen Blick von Mitpassagieren einsteckt. Da müsst Ihr leider einfach durch.