Die Arbeit ist weitaus mehr als ein Mittel zum Zweck der Existenzsicherung. Sie steht stellvertretend für Anerkennung, einen erfolgreichen Berufs- und Lebensweg, bietet Komfort und ermöglicht den jährlichen Urlaub mit den Kindern.
Ohne Arbeit und ein geregeltes Einkommen tun sich nicht nur finanzielle Schwierigkeiten auf. Arbeitslosigkeit bedeutet gleichsam Verzicht auf die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Besonders hart trifft das Kinder im schulpflichtigen Alter. Welche Auswirkungen Arbeitslosigkeit auf Kinder hat, erfahrt ihr hier.
Wenn die Geborgenheit schwindet
Erwerbslose Eltern sind mit großen Problemen konfrontiert. Sie sind um die Jobsuche bemüht, müssen die finanzielle Situation klären und die Zukunft der Familie sicherstellen. Verzweiflung, Existenzangst und Frust greifen umher. Für die Kinder bleibt kaum Zeit. Gemeinsame Spielstunden, tolle Freizeitaktivitäten und sorglose Momente rücken in den Hintergrund.
Sind wir als Eltern arbeitslos, brauchen uns unsere Kinder ganz besonders. Kinder sind äußerst feinfühlig. Sie spüren, wenn etwas nicht stimmt und ziehen sich zurück. Leider können sie die Situation und die Missstimmung nicht richtig einordnen. Dadurch geraten sie selbst in Ängste, leiden unter Albträumen und entwickeln Auffälligkeiten. Bei kontinuierlichem Stress im Elternhaus zeichnen sich folgende Entwicklungen bei Kindern ab:
- Sie fühlen sich allgemein überfordert
- Häufiges Grübeln und mangelnde Konzentration
- Regelmäßige Konflikte und Übermüdung
- Schlechte schulische Leistungen
- Kinder reagieren in normalen Situationen plötzlich emotional
Im schlimmsten Fall sind beide Eltern arbeitslos und die Familie droht zu zerbrechen. Heutzutage sind Mehrgenerationenhaushalte selten. Kinder haben daher keinen vertrauten Ansprechpartner. Da sie sich aus Rücksichtnahme nicht an die Eltern wenden, erfahren wir als Mütter und Väter erst spät von den inneren Sorgen unserer Kinder.
Keine Möglichkeiten der bunten Freizeitgestaltung
Kurzzeitige Arbeitslosigkeit hinterlässt keine großartigen finanziellen Spuren. Bei länger ausbleibendem Lohn und Gehalt sind Abstriche zu machen. Wir Erwachsenen neigen dazu nicht essenzielle Dinge zu verkaufen, Verträge zu kündigen und uns in unserem Lifestyle zu beschränken. Unsere Kinder können dann seltener ein Eis essen gehen oder mit uns in den Urlaub fahren.
Das ist nicht weiter problematisch. Schwierig wird es, wenn wir unseren Kindern den Kinobesuch mit Freunden aus Geldmangel verbieten. Treffen sich die Kinder auf dem Jahrmarkt und unser Kind darf nicht dabei sein, wird es von den anderen Kindern schnell ausgeschlossen. Altersgenossen stellen ihm unangenehme Fragen. Unser Kind will die Familie schützen und neigt unter Umständen dazu zu lügen. Es erfindet Gründe, warum es nicht ins Kino oder zu diversen Veranstaltungen gehen darf.
Geldnot: Wenn es überall mangelt
Sind Eltern lange Zeit arbeitslos und beziehen Arbeitslosengeld, stellen sich vermehrte Probleme ein. Notwendige Geräte wie die Waschmaschine neigen nach einer Weile zu Defekten. Für Reparaturen oder einen Neukauf fehlt das Geld. Auch Kleidungsstücke sind im Budget nicht vorgesehen. Befindet sich das Kind noch in der Wachstumsphase, leidet es oft massiv.
Im Zuge seiner Entwicklung vergleicht sich das Kind mit Gleichaltrigen. Es will mithalten können. Nur so sichert es sich einen guten Platz in der Gruppe. In der Jugendzeit kommt es hierbei leider häufig auf Äußerlichkeiten wie Markenkleidung an. Wer No-Name-Produkte trägt und kein Geld für gemeinsame Freizeitaktivitäten hat, gerät schnell ins Abseits.
Hinzu kommt der Mangel an Dingen wie Schulbüchern, Schreibheften, Füllfederhaltern und Schulranzen. Die Teilnahme an außerschulischen Aktivitäten wie dem Musik- oder Tennisunterricht sind bei schmalem Geldbeutel undenkbar. Das Kind fühlt stets einen Mangel und kann sich nicht richtig entfalten.
Frühe Konfrontation mit ernsthaften Problemen
Unsere Kinder sollten nicht frühzeitig mit den Schwierigkeiten des Lebens konfrontiert werden. Vor allem Themen wie Geld und Beruf dürfen für die Kleinen keine Rolle spielen. Ihre Aufgabe ist es Kind sein zu dürfen, sich frei zu fühlen und den eigenen Platz im Leben zu suchen. Dafür müssen wir ihnen die nötige Geborgenheit geben.
Diese fehlt, wenn innerhalb der Familie das Thema Geld dominiert. Sich ständig nicht die gewünschten Dinge leisten zu können, bietet für Heranwachsende keine Motivation sich in der Schule anzustrengen. Kinder motivierter, aber arbeitsloser, Eltern lernen lediglich: Eifer, Engagement und Disziplin zahlen sich im Leben nicht aus. An dieser Stelle fordert die frühe Konfrontation mit Geldmangel und Überlebensängsten ihren Tribut.
Es entsteht ein Teufelskreis in den Köpfen junger Menschen. Sie fühlen sich emotional überfordert. Zudem wissen sie, dass ihre Eltern womöglich auch zukünftig nicht viel beisteuern können. Die Aussicht auf ein hochkarätiges Studium rückt in den Hintergrund. Nicht selten greifen Kinder zu Alkohol oder zeigen plötzlich ein auffälliges Sozialverhalten. So versuchen sie die innere Zerrissenheit und die emotionalen Schwierigkeiten zu kompensieren.
Kein Zugang zu guten Berufen
Ein weiteres Problem von Kindern arbeitsloser Eltern ist der erschwerte Zugang zu Universitätsberufen. Noch immer entscheiden Grundschullehrer zugunsten wohlhabender Eltern. Kinder von ausländischen oder arbeitslosen Eltern erhalten nach der vierten Klasse eine Empfehlung für den Besuch der Mittelschule. Sind die Eltern langzeitarbeitslos, trauen sie sich die Unterstützung ihrer Kinder bei Gymnasialbesuch nicht zu.
Auch finanziell ergeben sich einige Herausforderungen. Die Schulbücher für das Gymnasium sind weitaus teurer. Viele Kinder sind auf die Teilnahme an Zusatzkursen angewiesen. Außerdem sind Klassenfahrten und Wandertage meist ausgedehnter, was den finanziellen Rahmen bei Arbeitslosigkeit sprengt. Sicherlich können einige Eltern beim Lernen helfen. Das Geld bleibt bei Arbeitslosigkeit trotzdem knapp. Große Sprünge und das Mithalten in der Klasse sind nicht möglich.
Das Selbstbewusstsein von Kindern arbeitsloser Eltern
Geldnot, Verzweiflung, Zukunftsangst und Mitgefühl mit der Situation der Eltern: Kinder können mit geballten Lebensproblemen nicht umgehen. Sie ziehen sich zurück oder reagieren zunehmend aggressiv.
In beiden Fällen ist es ein geringes Selbstbewusstsein, welches sich auf der Arbeitslosigkeit der Eltern gründet. Wir als Eltern wollen selbstbewusste Kinder mit starkem Vertrauen in die eigene Persönlichkeit. Dafür müssen wir auch bei Arbeitslosigkeit eintreten. Das verlangt viel Feingefühl und setzt voraus, dass wir selbst souverän mit der Situation umgehen.
Vermitteln wir Kindern einen starken Eindruck trotz gravierender Lebensprobleme, wirkt sich das auf das Weltbild und die Sichtweise unseres Nachwuchses aus. Kinder lernen dadurch sich auch dann zu behaupten, wenn die Lebenssituation ungünstig ist. Sie machen das Beste daraus und denken positiv.
Fazit zu Auswirkungen der Arbeitslosigkeit auf Kinder
Arbeitslosigkeit ist immer eine Herausforderung für Kinder. Es kommt jedoch darauf an, wie wir als Erwachsene damit umgehen. Die Beibehaltung positiver Einstellungen in schwierigen Situationen überträgt sich auf Kinder. Umgekehrt wankt ihr Selbstbewusstsein, wenn wir uns bei Arbeitslosigkeit hängen lassen.