Eine Schwangerschaft sorgt meistens für viel Freude, bringt aber auch einige Veränderungen mit sich. Zunächst einmal betrifft dies den Körper und das Wohlbefinden der werdenden Mutter. Während das Kind in ihrem Bauch heranwächst, ist ihr Körper hormonellen Veränderungen ausgesetzt, das Herz-Kreislauf-System verändert sich und viele Organe werden stärker durchblutet. Nun ist allerdings jede Schwangerschaft so einzigartig wie der Körper jeder Frau. Während manche Schwangere mit einer breiten Palette an Schwangerschaftssymptomen zu kämpfen haben, treten bei anderen kaum welche auf. Die häufigsten Symptome, die in der Schwangerschaft auftreten können, beschreibe ich dir in diesem Ratgeber. Außerdem erfährst du, wie du übliche Beschwerden lindern kannst.
1. Morgendliche Übelkeit oder Erbrechen
Die morgendliche Übelkeit, auch als Schwangerschaftsübelkeit bekannt, ist ein Symptom, das bei vielen Frauen während des ersten Trimesters der Schwangerschaft auftritt. Zwar wird die Übelkeit oft besonders am Morgen empfunden, sie kann aber auch zu anderen Tageszeiten auftreten. Die Gründe liegen vermutlich in den hormonellen Veränderungen. Die Spannbreite reicht von leichtem Unwohlsein bis zu intensiveren Übelkeitsgefühlen.
Mit der morgendlichen Übelkeit kann ein Erbrechen einhergehen. Dieses kann unter Umständen so stark und häufig sein, dass es zur Dehydrierung oder einem allgemeinen Schwächegefühl führen kann.
Das kannst du tun
Da die Schwangerschaftsübelkeit meistens nach der 12. Schwangerschaftswoche von selbst aufhört, sind oft keine besonderen Maßnahmen nötig. Hilfreich können Ingwertee, Bitterstoffe beispielsweise aus Artischocken, Trockenobst und kleine Mahlzeiten mit viel Frischkost sein.
Anders sieht es aus, wenn du sehr häufig erbrichst, die Übelkeit über einen längeren Zeitraum anhält oder du viel Körpergewicht verlierst. In diesem Fall ist der Besuch beim Arzt unbedingt notwendig, denn eine Störung des Wasser-, Nährstoff- und Elektrolythaushaltes der Mutter kann das ungeborene Kind gefährden.
2. Kurzatmigkeit
Während der Schwangerschaft steigt der Sauerstoffbedarf deines Körpers an, da du nicht nur für dich selbst, sondern auch für das heranwachsende Baby atmest. Gleichzeitig erhöht sich das Blutvolumen im Körper, um den Sauerstofftransport zum Baby zu gewährleisten. Diese Veränderungen können dazu führen, dass du dich schneller außer Atem fühlst, insbesondere in den späteren Stadien der Schwangerschaft. Die wachsende Gebärmutter drückt zudem auf das Zwerchfell, was die Atembewegungen einschränken kann.
Das kannst du tun
Um die Herz-Lungen-Funktion zu verbessern und die Atemkapazität zu steigern, ist regelmäßige Bewegung wichtig. Leichte Übungen oder Spazierengehen reichen hierfür oft schon aus. Achte außerdem auf deine Körperhaltung. Wenn du aufrecht stehst oder mit geradem Rücken sitzt, kannst du die Atemwege besser freihalten. Weitere Maßnahmen sind bequeme, nicht einschnürende Kleidung, langsames und tiefes Atmen sowie eine erhöhte Schlafposition.
Falls die Kurzatmigkeit sehr stark oder plötzlich auftritt, du Schmerzen dabei verspürst oder sie von anderen Symptomen begleitet wird, solltest du deinen Arzt kontaktieren, um sicherzustellen, dass alles in Ordnung ist.
3. Häufiges Wasserlassen oder Harndrang
Häufiges Wasserlassen und vermehrter Harndrang treten besonders im ersten und dritten Trimester einer Schwangerschaft auf. Hormonelle Veränderungen, insbesondere der Anstieg des Hormons HCG, können den Harndrang erhöhen. Dieses Hormon regt die Durchblutung der Beckenregion an und kann die Blasenfunktion beeinflussen.
In späteren Stadien kommen andere Ursachen in Frage. Da die Nieren während einer Schwangerschaft stärker durchblutet werden, um die gesteigerte Stoffwechselaktivität zu unterstützen, produzieren sie mehr Urin. Dazu kommt, dass die wachsende Gebärmutter Druck auf die Blase ausübt, wodurch es zu einem stärkeren Harndrang kommt. Dieser kann unangenehm sein, ist aber kein wirklicher Grund zur Sorge.
Das kannst du tun
Auch wenn du während der Schwangerschaft häufig Wasser lassen musst oder unterwegs unter Harndrang leidest, solltest du immer genügend trinken. Stark harntreibende Getränke wie Kaffee meidest du aber in dieser Zeit lieber. Hilfreich zur Vorbeugung einer Schwangerschaftsinkontinenz kann ein regelmäßiges Beckenbodentraining sein, mit dem du bereits zu Beginn der Schwangerschaft anfangen solltest. Falls du das Wasser dennoch mal nicht halten kannst, helfen zum Beispiel Einlagen oder Inkontinenzunterwäsche unangenehme Überraschungen zu vermeiden.
4. Müdigkeit
Bereits in den ersten Wochen der Schwangerschaft kann eine intensive Müdigkeit auftreten. Dieses Symptom wird teilweise durch die gesteigerte Produktion von Progesteron verursacht, einem Hormon, das während der Schwangerschaft das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut anregt. Der Körper benötigt mehr Energie, um das wachsende Baby zu unterstützen und die Plazenta zu bilden. Als Ergebnis fühlen sich viele schwangere Frauen erschöpft, selbst wenn sie ausreichend schlafen.
Das kannst du tun
Die Müdigkeit während der Schwangerschaft gibt normalerweise keinen Anlass zur Besorgnis. Wenn du kannst, gib ihr nach und schlafe. Ein wenig verringern lässt sich die Schwangerschaftsmüdigkeit durch gesunde Ernährung, ausreichend Flüssigkeit und Bewegung an frischer Luft.
5. Veränderter Geruchs- und Geschmackssinn
Während der Schwangerschaft führen unter Umständen hormonelle Veränderungen im Körper zu einem veränderten Geruchs- oder Geschmackssinn. Insbesondere das Hormon Östrogen kann ansteigen und dadurch die Sinneszellen in der Nase oder die Geschmacksknospen beeinflussen. Selbst alltägliche Gerüche können deshalb für eine schwangere Frau intensiver oder besonders unangenehm erscheinen und sogar zu Übelkeit führen. Der veränderte Geruchssinn kann im Verlauf der Schwangerschaft variieren und sich nach der Geburt des Kindes wieder normalisieren.
Eine veränderte Geschmackswahrnehmung kann indessen dazu führen, dass bestimmte Lebensmittel anders schmecken als gewohnt. Auch ein metallischer Geschmack im Mund oder ein allgemeiner Geschmacksverlust sind möglich. Der veränderte Geschmackssinn ist häufig die Ursache dafür, dass manche Frauen während der Schwangerschaft plötzlich Vorlieben für Speisen entwickeln, die sie vorher gar nicht mochten und andere vorübergehend ablehnen. In den meisten Fällen normalisieren sich der Geruchs- und Geschmackssinn nach der Schwangerschaft wieder.
Das kannst du tun
Falls bestimmte Gerüche oder Geschmäcker besonders unangenehm sind, versuche diese vorübergehend zu meiden. Probiere eine Vielzahl von Lebensmitteln, um herauszufinden, welche dir gut bekommen und welche du in den nächsten Wochen lieber meiden solltest. Reichliches Lüften deiner Wohnung und der Verzicht auf starke Düfte und Aromastoffe vermeiden Auslöser.
6. Veränderungen der Brust
Aufgrund der hormonellen Umstellungen im Körper, die darauf abzielen, den Körper auf die bevorstehende Stillzeit und die Versorgung des Babys vorzubereiten, treten bei den Brüsten der werdenden Mutter viele Veränderungen auf. Zunächst einmal nimmt die Brustgröße in der Regel zu, da das Hormon Östrogen das Wachstum des Brustdrüsengewebes fördert und das Hormon Progesteron die Entwicklung der Milchgänge unterstützt. Auch eine stärkere Durchblutung im Brustbereich trägt zur Vergrößerung durch Anschwellen bei.
Für manche Frauen sind die hormonellen Veränderungen und das Brustwachstum mit Schmerzen verbunden. Außerdem kann sich die Haut um die Brust herum verändern und durch die Ausdehnung der Haut Dehnungsstreifen auftreten. Als Vorbereitung auf das Stillen können die Brustwarzen dunkler und größer werden. In der späten Schwangerschaft kann zudem das Kolostrum, die sogenannte Vormilch, aus den Brustwarzen austreten.
Das kannst du tun
Wenn die Brüste schmerzen, bringen kühlende Kompressen mit Quark oder Heilerde Linderung. Auch warme Kompressen mit einem ätherischen Öl, beispielsweise Lavendelöl, können in diesem Fall angenehm sein.
7. Sodbrennen
Hormonelle Veränderungen, der Druck auf den Magen durch die wachsende Gebärmutter, eine verlangsamte Verdauung durch das Hormon Progesteron und ein erhöhter Druck auf das Zwerchfell durch das wachsende Baby können die Ursachen dafür sein, dass der untere Schließmuskel der Speiseröhre schlaffer wird. Dadurch kann Magensäure in die Speiseröhre aufsteigen und Sodbrennen verursachen.
Das kannst du tun
Um Sodbrennen zu vermeiden oder wenigstens zu lindern, gibt es einige bewährte Maßnahmen. Insbesondere solltest du auf fettige, scharfe und stark gewürzte Lebensmittel verzichten und den Genuss von koffein- oder kohlensäurehaltigen Getränken begrenzen. Kleinere und häufig eingenommene Mahlzeiten sind besser als zu viel auf einmal zu essen. Es ist zudem nicht empfehlenswert zu knapp vor dem Zubettgehen oder nachts zu essen. Den Aufstieg der Magensäure verhinderst du außerdem über eine aufrechte Körperhaltung während des Essens und eine Erhöhung der Schlafposition von Kopf und Oberkörper durch geeignete Kissen oder eine Erhöhung des Bettes in diesem Bereich.
Sofern du das Sodbrennen durch diese Maßnahmen nicht in den Griff bekommst oder es besonders schwerwiegend ist, bleibt dir nichts weiter übrig, als einen Arzt zu konsultieren. Es gibt zwar auch rezeptfreie Medikamente gegen Sodbrennen, aber in der Schwangerschaft solltest du lieber keine Medikamente ohne ärztliche Rücksprache einnehmen.
8. Stimmungsschwankungen
Stimmungsschwankungen während der Schwangerschaft kommen nicht selten vor und werden oft auf die starken hormonellen Veränderungen im Körper zurückgeführt. Insbesondere der Anstieg der Hormone Östrogen und Progesteron kann die chemische Balance im Gehirn beeinflussen, was zu Stimmungsschwankungen führen kann. Aber auch die Aussicht auf Veränderungen im Leben, gepaart mit den körperlichen und hormonellen Veränderungen, sowie körperliche Beschwerden können zu einer emotionalen Achterbahn führen. Stimmungsschwankungen können überdies durch Stress in der Schwangerschaft ausgelöst oder verstärkt werden.
Das kannst du tun
Sofern die Stimmungsschwankungen nicht zu stark sind und nur kurzzeitig auftreten, stellen sie in der Regel keinen Grund zur Besorgnis dar. Ausreichend Schlaf, Bewegung und eine gesunde Ernährung sind erste Schritte zur Stabilisierung der Stimmung. Hilfreich sind außerdem Entspannungstechniken wie Meditation oder Yoga sowie Selbstakzeptanz und Selbstfürsorge, indem du dir Zeit für dich selbst nimmst und Aktivitäten ausübst, welche dir Freude bereiten.
Wenn deine Stimmungsschwankungen sehr stark sind oder länger anhalten, solltest du dir Unterstützung durch einen Therapeuten oder Psychologen suchen.
9. Hautveränderungen
Während einer Schwangerschaft können verschiedene Hautveränderungen auftreten, die auf die hormonellen Veränderungen im Körper zurückzuführen sind. Beispielsweise kann ein Anstieg des Hormons Östrogen zu einer Hyperpigmentierung führen, bei der bestimmte Bereiche der Haut dunkler werden. Das betrifft oft das Gesicht, insbesondere die Stirn, die Wangen und den oberen Lippenbereich. Diese Veränderung wird oft als Schwangerschaftsmaske oder Melasma bezeichnet.
Einige Frauen leiden während der Schwangerschaft unter Hautunreinheiten oder Akne. Diese sind auf eine veränderte Talgproduktion zurückzuführen, welche auf hormonelle Veränderungen zurückgeht. Durch Veränderung der Blutzirkulation kann es zu roten Flecken oder sichtbare Äderchen an der Haut kommen. Weitere Symptome an der Haut können Juckreiz und trockene Hautstellen sein.
Das Wachstum des Bauches und anderer Körperbereiche kann zu Dehnungsstreifen führen, oft auch Schwangerschaftsstreifen genannt. Diese erscheinen als rötliche oder violette Linien auf der Haut und verblassen mit der Zeit. Oft bleiben sie aber sichtbar. Manchmal tritt auch die Linea nigra auf, eine senkrechte, linienförmige Verfärbung der Haut zwischen dem Bauchnabel und der Bikinizone. Grund hierfür ist eine vermehrte Produktion des Melanozyten stimulierenden Hormons.
Das kannst du tun
Eine sorgfältige Reinigung der Haut und gern auch ab und zu ein Gesichtsdampfbad können Akne und Pickeln vorbeugen. Eine wichtige Rolle spielt oft die Ernährung, denn zu fette und zu süße Speisen tun der Haut generell nicht gut. Bei trockener Haut oder Hautstellen hilft eine gute Gesichtscreme. Um eine zu starke Pigmentierung der Haut zu vermeiden, solltest du direkte Sonnenstrahlen möglichst meiden oder zumindest ein Sonnenschutzmittel mit hohem UV-Faktor nutzen.
10. Geschwollene Füße und Beine
Aufgrund verschiedener physiologischer Veränderungen im Körper kann es während der Schwangerschaft zu sogenannten Ödemen kommen. Das heißt, dass Füße oder Beine anschwellen. Die Gründe dafür liegen meistens in der Gewichtszunahme, einer verlangsamten Durchblutung und der Erhöhung des Blutvolumens, welche zu einer erhöhten Flüssigkeitsansammlung im Gewebe führen können. Begünstigend wirken häufig starke Hitze sowie langes Sitzen oder Stehen.
Das kannst du tun
Das Anschwellen deiner Beine und Füße kannst du durch mehrere Maßnahmen minimieren. Neben regelmäßiger Bewegung sind bequemes Schuhwerk nützlich. Achte zudem auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine kochsalz- sowie natriumarme Ernährung. Im Sommer wirken kalte Fußbäder lindernd. Außerdem solltest du deine Beine öfter mal hochlegen, um den Blutrückfluss zu unterstützen.
Vorsicht ist geboten, wenn Beine oder Füße plötzlich sehr stark anschwellen, nur in einem Bein auftreten oder von Schmerzen begleitet sind. Das kann nämlich auf gesundheitliche Probleme wie eine Thrombose hinweisen. Du solltest daher in solchen Fällen unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Weitere Beschwerden während einer Schwangerschaft
Wie ich am Anfang erwähne, verläuft jede Schwangerschaft anders und jede Frau reagiert anders auf die Veränderungen ihres Körpers und die Änderung des Hormonhaushalts. Daher müssen einerseits nicht alle genannten Symptome auftreten und andererseits kann es zu ganz anderen oder weiteren Beschwerden kommen. Unter anderen können das diese sein:
- Bänderschmerzen
- Hämorrhoiden
- Krampfadern
- Rückenschmerzen
- Ischias
- Verstopfung
- Wadenkrämpfe
Lesetipps
Die Themen Schwangerschaft und Schwangerschaftsbeschwerden sind so umfangreich, dass sie sich in einem kurzen Artikel nicht ausreichend behandeln lassen. Wenn du dich ausführlicher informieren möchtest, lohnt sich der Blick in die Bücher von Birgit Laue, einer freiberuflichen Hebamme mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung sowie der Gynäkologin Nora Szász und der Hebamme Silvia Höfer, die Mitgründerin des ersten Geburtshausvereins in Berlin-Charlottenburg war.
- Nora Szász, Silvia Höfer: Hilfe bei Schwangerschafts-Beschwerden mit alternativen Heilmitteln*, Verlag Gräfe und Unzer 2016, ISBN: 9783833856785
- Birgit Laue: Schwangerschaft*, Verlag Gräfe und Unzer 2015, ISBN: 9783833849619
Fazit: Jede Schwangerschaft verläuft anders
Wie eine Schwangerschaft verläuft, lässt sich kaum vorhersagen. Während manche Frauen kaum über Beschwerden klagen, haben andere mit einer ganzen Reihe davon zu kämpfen. Viele Beschwerden treten nur kurzzeitig oder vorübergehend auf und lassen sich mit einfachen Hausmitteln lindern. Zeit für den Arztbesuch wird es jedoch bei unerklärlichen Schmerzen, sehr stark oder einseitig geschwollenen Beinen oder Füßen und länger andauernden Stimmungsschwankungen sowie Depressionen. Auf die Einnahme von Medikamenten solltest du ohne Rücksprache mit deinem Arzt möglichst verzichten. Auch wenn sich die Liste der möglichen Symptome erschreckend liest, wenn du dein Baby im Arm hältst, sind sie so gut wie vergessen.
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